
STANDORTATTRAKTIVITÄT_
Welche Standortfaktoren sind für Unternehmen und Privatpersonen entscheidend? Wie wichtig ist dabei die Steuerbelastung? Wie attraktiv sind die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft? Wo besteht Verbesserungspotenzial?
DIE STANDORTWAHL HÄNGT VON EINER VIELZAHL VON KRITERIEN AB, DEREN ART UND GEWICHTUNG JE NACH UNTERNEHMEN VARIIEREN._
Die Art und Gewichtung der Kriterien für die Standortwahl variieren je nach Unternehmen. Doch einige sind wiederkehrend und meistens relevant.
Wenn sich ein Unternehmen für einen Standort entscheidet, spielen eine Vielzahl verschiedener Faktoren eine Rolle – von Arbeitskräften bis Preisniveau. Die Definition, welche dies genau sind, variiert je nach Unternehmen stark. Verschiedene Studien zeigen jedoch, dass es wiederkehrende Kriterien gibt, die von Unternehmen für den Standortentscheid relevant sind.
Eine einheitliche Gewichtung dieser Kriterien ist kaum möglich, da viele Variablen eine Rolle spielen und nicht jede Branche dieselben Kriterien als wichtig erachtet. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob es sich um international oder national tätige Unternehmen handelt, ob das Unternehmen eine Produktion betreibt, ob es ein Start-up ist, das noch auf Investoren angewiesen ist und keinen Gewinn macht, oder ob es bereits ein etabliertes, gewinnbringendes Unternehmen ist. Am Schluss spielt sogar der kulturelle Hintergrund der befragten Person eine wesentliche Rolle. US-amerikanische Unternehmen gewichten Kriterien teilweise anders als beispielsweise deutsche Unternehmen. Nachfolgende Standortkriterien werden aber immer wieder in Studien analysiert und gelten somit als die relevantesten:
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Potenzial
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Erreichbarkeit
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Regulierung
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Struktur der öffentlichen Hand
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Arbeitskräfte
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Bildungswesen
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Kantonsfinanzen
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Steuern und Preisniveau
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Lebensqualität

FÜR MULTINATIONALE UNTERNEHMEN SIND DIE VERFÜGBARKEIT VON TALENTEN, POLITISCHE STABILITÄT UND DAS STEUERLICHE UMFELD AM WICHTIGSTEN._
Die schweizerisch-amerikanische Handelskammer fragte in einer Studie, gemeinsam mit McKinsey, bei 100 CEO von multinationalen Unternehmen innerhalb und ausserhalb der Schweiz die relative Bedeutung von Standortfaktoren ab. Die Antworten fielen unterschiedlich aus.
Trotz der unterschiedlichen Gewichtung der Standortfaktoren je nach Unternehmen, versuchen Studien immer wieder herauszufinden, welche Standortfaktoren für die Wahl des Standorts entscheidend sind – und welche weniger relevant sind.
Quelle: Switzerland Wake Up. McKinsey, 2019
«Für mobile, multinationale Unternehmen ist das steuerliche Umfeld von höchster Relevanz.»
Die Verfügbarkeit von Talenten, die politische Stabilität sowie das steuerliche Umfeld sind für multinationale Unternehmen die drei wichtigsten Standortfaktoren. Branchencluster werden im Durchschnitt als weniger entscheidend eingestuft. Anders sehen das die Life Sciences-Unternehmen. Hier gelten vor allem für KMU Pharma-Cluster wie jene in der Region Basel und in Zug als enorm wichtig, da sie die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften erhöhen.
Die Schweiz gilt als politisch stabil und bietet Unternehmen ein hohes Mass an Rechtssicherheit – eine weitere Stärke der Schweiz und ein zentraler Standortvorteil. Doch dieser gerät zunehmend unter Druck. Unsicherheit bezüglich internationaler Abkommen wie den Bilateralen oder stockende innere Reformen sind unvorteilhaft für Unternehmen.
Die Schweiz punktet auch mit ihrem attraktiven steuerlichen Umfeld. Während die Wahl des Standorts typischerweise anhand mehrerer Faktoren getroffen werden, sind Steuern für mobile, multinationale Unternehmen von höchster Relevanz. Die Schweiz wird weiterhin als attraktiver Steuerstandort wahrgenommen. Doch andere Länder haben in den letzten Jahren deutlich aufgeholt und erhöhen den Wettbewerbsdruck. Als zusätzlicher Faktor spielt nun die OECD-Mindeststeuer eine wichtige Rolle, die für grosse international tätige Unternehmen eine Gewinnsteuer von mindestens 15 Prozent vorschreibt.
UNTERNEHMEN IN BASEL BEWERTEN DIE REDUKTION DER STANDORTKOSTEN ALS BEDEUTENDSTEN STANDORTFAKTOR._
Das Finanzdepartement des Kantons Basel-Stadt hat im Zuge der Erarbeitung des Basler Standortpakets mit einer Studie untersucht, welche Standortfaktoren für in Basel ansässige Unternehmen bedeutend sind.
Quelle: Einführung der OECD-Mindeststeuer: Evolution von standortfördernden Massnahmen, polynomics, 2023
Bereits ansässige Unternehmen stuften die Reduktion von Standortkosten mit 47,8% als wichtigsten Faktor ein. Zu den wichtigsten Kriterien zählen die Gesamtsteuerbelastung, die Betriebskosten und die Personalkosten. Dabei wurde die Steuerbelastung als der wichtigste dieser drei Komponenten bewertet. Im Verhältnis zur Reduktion der Standortkosten sind die Steigerung der Attraktivität von Forschung und Innovation mit 28,5% sowie die Verbesserung der Standortattraktivität für qualifizierte Arbeitskräfte mit 23,7% weniger wichtig.
Quelle: Einführung der OECD-Mindeststeuer: Evolution von standortfördernden Massnahmen, polynomics, 2023
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei neu angesiedelten Unternehmen ab. Auch diese stufen die Reduktion der Standortkosten mit 43,3% als wichtigsten Standortfaktor ein. Die Verbesserung der Standortattraktivität für qualifiziertere Arbeitskräfte ist für sie mit 23,7% weniger bedeutsamer als für bereits ansässigen Unternehmen mit 29,4%.
BEI DER PRIVATEN STEUERBELASTUNG UND DEM PREISNIVEAU SOWIE BEI DER STAATSQUOTE SCHNEIDEN BASEL-STADT UND BASELLAND UNTERDURCHSCHNITTLICH AB._